Problematisches Palmöl – Warum ist es eigentlich ein umstrittenes Problem?
Palmöl finden wir fast überall. Es wird davon ausgegangen, dass jedes zweite Produkt, das wir im Supermarkt finden, Palmöl enthält. Wir finden es als Kraftstoff, in Lebensmitteln, Kerzen, Farben und in Reinigungsmitteln. Und auch kosmetische Produkte kommen nicht immer ohne dieses Öl aus. Doch obwohl es sich dabei um ein natürliches Produkt handelt, ist es oft ein Problemfall. Warum das so ist, wollen wir in diesem Beitrag klären.
Palmöl ist ein pflanzliches Öl, das aus der Frucht der Ölpalme gewonnen wird. Vor allem das Fruchtfleisch enthält das besondere Öl, das einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren sowie viel Vitamin A und Vitamin E enthält. Auch der Kern der Tropenpflanze speichert viel Fett. Aus ihm kann das sogenannte Palmkernöl gewonnen werden.
Jährlich werden etwa 70 Millionen Tonnen Palmöl hergestellt – Tendenz steigend!
Da die Nachfrage so hoch ist und die Pflanzen in der Lage sind, sehr viele Früchte zu produzieren, werden die Ölpalmen in vielen Ländern, in denen ein feucht-warmes Klima herrscht, angebaut. So sind die Palmen nicht mehr nur in ihrem ursprünglichen Zuhause im westafrikanischen Regenwald zu finden, sondern mittlerweile auch in Südamerika und Südostasien. Vor allem in Malaysia und Indonesien gibt es viele Plantagen.
Da sich Palmöl sehr gut verarbeiten lässt und hitzestabil ist, finden wir es in sehr vielen Produkten, die unseren Alltag begleiten. Hauptsächlich finden wir es aber in Lebensmitteln. In Ländern wie Afrika oder Asien wird das Öl auch als Speisefett etwa zum Kochen, Frittieren oder Braten verwendet. Somit findet Palmöl eine große Vielfältigkeit in der Verarbeitung.
Zwar ist die Herstellung von Palmöl sehr günstig, weshalb es in vielen Bereichen auch so eine große Beliebtheit findet. Allerdings besteht das Problem, dass für den Anbau der Ölpalmen große Flächen Regenwald gerodet werden. Für den Bau von Plantagen verlieren nicht nur viele Tierarten ihren Lebensraum, sondern teilweise auch Menschen. Durch Brandrodung gelangt außerdem viel CO2 in die Atmosphäre, wodurch das Klima stark beeinflusst wird.
Vorteile:
Nachteile:
Warum ist Palmöl in Kosmetik?
Ebenso wie in Lebensmitteln gibt Palmöl Kosmetikprodukten ihre Konsistenz. Ein Beispiel aus der Lebensmittelindustrie sind Schoko-Aufstriche. Hinzu kommt, dass Palmöl-Derivate oft in der Herstellung von Kosmetikprodukten eingesetzt werden.
Was sind Derivate? Palmöl-Derivate sind Inhaltsstoffe, deren Gewinnung auf Palmöl basiert. Daher ist es nicht immer gleich offensichtlich, ob das Öl in einem Produkt enthalten ist.
Das aus den Kernen gewonnene Palmkernöl liefert für die Kosmetik wichtige Inhaltsstoffe wie Fettsäuren oder Glycerin, die weiterverarbeitet werden können. Ebenso dient das Öl in Wasch- und Reinigungsprodukten zur Herstellung von Tensiden.
Tenside und Emulgatoren sorgen dafür, dass eine Seife oder ein Shampoo ihre reinigenden Wirkungen erhalten oder eine Creme bzw. Lotion die Haut geschmeidig machen.
Als Wirkstoff in kosmetischen Produkten eignet sich das Öl besonders für die Pflege von trockener Haut, da es eine rückfettende Wirkung hat. Außerdem versorgt es die Haut mit wichtigen Nährstoffen und Vitaminen. Aufgrund der enthaltenen Vitamine A und E wirkt das natürliche Öl straffend und hautglättend sowie antioxidativ. Dadurch sorgt es für einen strahlenden Teint und unterstützt die Haut bei ihrer Zellerneuerung und Regenerierung.
Anders als bei Lebensmitteln muss bei kosmetischen nicht die pflanzliche Herkunft des Fettes aufgelistet sein. Allerdings wird Palmöl auf Lebensmitteln oft mit „vegetable oil“ deklariert. Unter diesen häufig verwendeten Namen kann sich das Öl verbergen:
Natürlich gibt es noch viele andere Bezeichnungen für Palmöl, die zum Beispiel auch von Greenpeace aufgelistet wurden. Grundsätzlich finden wir auch oft das Wort „Palm“ in irgendeiner Zusammensetzung auf Produkten. Das ist eigentlich immer ein Hinweis darauf, dass das Öl enthalten ist. Wenn du dir dennoch unsicher bist, ob wirklich Palmöl hinter den Bezeichnungen steckt, kannst du diese Frage auch direkt an den jeweiligen Hersteller stellen.
Vor allem raffiniertes Palmöl stand in der Kritik, krebserregend zu sein. Allerdings ist es das erst einmal nicht. Bedenklich ist es nur, wenn es in hohen Mengen zu sich genommen wird. Das mögliche Risiko besteht darin, dass beim Erhitzen (bei etwa 200 Grad) von Pflanzenöl hoch konzentrierte Fettsäureester entstehen.
Ein Krebsrisiko besteht daher nur, wenn das Öl in der Verarbeitung zu heiß erhitzt wird und es mit Nahrungsmitteln zu sich genommen wird. Diese Gefahr besteht bei Kosmetika grundsätzlich nicht. Denn reines und natürlichen Palmöl ist nicht schädlich und stellt für die Gesundheit keine Gefahr dar.
Da auch Glycerin oft aus Palmöl hergestellt wird, kann alternativ Kokosöl verwendet werden. Das Problem von Alternativen ist allerdings, dass es vermutlich nie einen vollständigen Ersatz für Palmöl geben wird. Denn dadurch würde sich das Problem nur verlagern. Es würde gleichermaßen bestehen bleiben, da auch andere natürliche Quellen für Öl aus Pflanzen große Anbauflächen benötigen würden.
Zwar könnten alternativ Sonnenblumen-, Raps- oder Sojaöl verwendet werden, allerdings sind diese Alternativen nicht annährend so ergiebig wie die Erzeugnisse der Ölpalmen.
Als Beispiel: Ölpalmen sind etwa dreimal so ertragreich wie Raps.
Wichtig ist, dass jeder sozial sowie ökologisch verantwortlicher wird. Das gilt nicht nur für die Lebensmittelindustrie, sondern auch für die Hersteller von Wasch- und Reinigungsmitteln sowie für die Kosmetikindustrie. Hersteller können auf biologischen, nachhaltigen Anbau und fairen Handel achten.
Aber auch im alltäglichen Leben können wir beim Einkaufen darauf achten, ob das in dem jeweiligen Produkt verwendete Palmöl aus ökologischem Anbau stammt. Zwar gibt es noch keine ausreichenden Zertifizierungen, die uns bei der Auswahl von Produkten helfen, aber auch der Hinweis seitens der Hersteller „frei von Palmöl“ unterstützt uns beim Einkaufen. Sollten die Industrie und auch wir im Alltag den Konsum von Palmöl reduzieren, würde sich automatisch auch die nötige Fläche für Plantagen verringern.
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